Berichte - Reise - Off Road Reisen in Tunesien

Exposé: Off Road - Reisen in Tunesien

 

Einleitung

Nach Rückkehr von unserer Tunesienreise an Pfingsten diesen Jahres, wurde ich von mehreren Seiten im Forum gebeten, einen Reisebericht zu verfassen. Nach gründlichen Vorüberlegungen kam ich zu dem Schluss, keinen Reisebericht im Tagebuchstil zu veröffentlichen, keine Touristeninformationen zu präsentieren, die in jedem gängigen Reiseführer nachzulesen sind und nicht mit Reiseerlebnissen zu langweilen, die von rein subjektiver Bedeutung sind. Mit diesen Zeilen, die aus diesen Gründen absichtlich nicht als „Bericht“ betitelt sind, möchte ich Erfahrungen zur Verfügung stellen, die ich in inzwischen fünf Tunesienreisen gesammelt habe. Erfahrungen, die so in keinem Reiseführer zu finden sind, Erfahrungen, die zunächst scheinbar von untergeordneter Wichtigkeit sind, für das Gelingen einer Reise aber meiner Meinung nach eine ausschlaggebende Rolle spielen.

Eine letzte Vorbemerkung sei mir noch gestattet: Die Sachverhalte, die ich im Folgenden schildere, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem bemühe ich mich, möglichst umfassend zu erörtern und aktuelle Umstände zu berücksichtigen.

 

Auch die Straßenschilder bieten Neues!

 

1. Warum Tunesien?

Tunesien, das kleinste nordafrikanische Land, bietet überzeugende Vorzüge gegenüber seinen Nachbarn:

-          mit der Fähre Genua - Tunis ohne lange Anfahrt zu erreichen; Tunesien, das Tor zu Afrika!

-          eine große Vielfalt an kulturellen, historischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum

-          klimatisch, für uns Mitteleuropäer, noch (einigermaßen) erträgliche Bedingungen

Fazit: ein ideales Einstiegsland für Sahara-Neulinge und/oder Kurzreisen.

 

2. Das erste Mal – Tunesien im August

Vom Reisefieber und dem Drang, meinen damals neuen Land Rover Defender artgerecht zu halten ergriffen, bereiste ich als Afrika-Neuling im August 1998 erstmalig Tunesien und vieles kam anders als gedacht: Die gefürchtete Sommerhitze oder besser gesagt Tageshitze war nicht das Problem! V.a. wenn das Fahrzeug über eine Klimaanlage verfügt und man entsprechendes Material (Sonnensegel, Markise) mitführt, um bei Stopps für Schatten zu sorgen. Das Problem sind vielmehr die Nächte: Da im Sommerhalbjahr, anders als im Winterhalbjahr, die Nachttemperaturen selten unter 30°C sinken, leidet die Schlafqualität enorm. Für mich als „Im-Auto-Schläfer“ besonders hart, da das Auto die Tagestemperaturen bis weit in die Nacht speichert und nur langsam abgibt, boten folgende Verbesserungen Abhilfe:

-          Eine nachträglich eingebaute Isolationsschicht aus 3cm starkem Schaummaterial, ähnlich den billigen Iso-Schlafmatten (Campingbedarf), bringt gewaltigen Schutz vor der Hitze des Tages: Das Autoinnere heizt sich weit weniger auf. Der Aufwand lohnt also auf jeden Fall. Ganz abgesehen von dem Kälte- und Geräuschschutz, der als Nebeneffekt auch bei Fahrten zu Hause zusätzlichen Komfort bringt.

-          Lüftungsöffnungen sind das A und O. Nichts geht über Durchzug! Meine Philosophie, die v.a. vom Sicherheitsgedanken geprägt ist, erlaubt keine offenen Türen oder Fenster. Ausgezeichnet bewährt haben sich in den Türfenstern sog. „Windabweiser“. Die Fenster können ca. 3 cm offen gelassen werden und sind trotzdem „zu“. So mutieren die Windabweiser zu „Langfingerabweisern“. Genauso überzeugt bin ich von meiner Dachluke. Da warme Luft bekanntlich nach oben steigt, halte ich eine Dachöffnung für die Lösung.

-          Klar, dass man, sobald der abendliche Übernachtungsplatz gefunden ist, so schnell wie möglich sämtliche Autotüren und Fenster öffnet, damit die Tageshitze entweichen kann. Hyperaktive schwören darauf, Teile der Ladung während der Nacht auf dem Fahrzeugdach auskühlen zu lassen und in den Morgenstunden gekühlt ins Fahrzeuginnere zurückkehren zu lassen. Mir ist das zu viel Aufwand, außerdem leidet die Mobilität darunter. Ich bin immer sehr darauf bedacht, jederzeit starten zu können, ohne langes Aufräumen.

 

Steppenlandschaft bei Gafsa

 

So gerüstet ist Tunesien im Sommer kein unüberwindliches Problem mehr. Problematisch, wenn nicht sogar der Faktor, der mich vor Reisen in dieser Jahreszeit zurückschreckt, sind die Fliegen. Hierbei handelt es sich um ganz normale Stubenfliegen (keine Stechmücken!), die etwa ab Juni das Leben zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vermiesen. Diese Plage fand ich überall, auch mitten in den Dünen, weit ab von Feuchtgebieten oder Weidetieren. Die Fliegen lassen sich von Mückenmitteln auf Duft-/Chemiebasis nicht abhalten. Die Lethargie, mit der die Einheimischen der Plage entgegen treten, ist bewundernswert. Mich haben die Tiere teilweise an den Rand des Wahnsinns gebracht. Da wird aus Urlaubslust schnell Urlaubsfrust. Bei Sonnenuntergang legen sich auch die Fliegen zur Ruhe, das ist das einzig Positive, ansonsten ist das ein wirklich schlimmes Problem, das sich keiner vorstellen kann, der es nicht selbst erlebt hat. Ich erinnere mich an ein Frühstück am Strand von Hergla: das Messer, mit dem ich Marmelade auf Brot strich, war binnen kürzester Zeit von Fliegen geschwärzt! Man konnte seinen Mund zum Essen nicht aufmachen, ohne dass ein irgendein „Geflügel“ Oralinspektionen durchführte!

 

Hergla – idealer erster Übernachtungsplatz in den Stranddünen

 

3. Die ideale Reisezeit – gibt es so was?

Anders als überall gepriesen ist für mich eindeutig Pfingsten die ideale Reisezeit. Die Temperaturen haben ihren sommerlichen Höhepunkt noch nicht erreicht, in den Nächten kühlt es auf angenehme 15-20°C ab, mit Niederschlägen ist in der Regel, v.a. im Süden des Landes, nicht zu rechnen. Außerdem sind die Tage länger als im Winterhalbjahr. Nicht zu vernachlässigen ist weiter der Aspekt, dass der Off-Road-Tourismus an Pfingsten schon fast am Einschlafen ist. Ich habe selten mehr als fünf 4x4 auf den Fähren gesehen! An Ostern sieht das anders aus, da ist das Verhältnis fast umgekehrt.

 

Photo: „Fatnassi“ Untertitel: Versteinerte Dünen in Fatnassi

 

4. Rein in den Sand!

Wer in Tunesien off Road fahren will, denkt wahrscheinlich zuerst an Sand. Die Enttäuschung wird groß sein, wenn man mit „Bilderbuchwüste“ rechnet: riesige Dünen, Sand soweit das Auge reicht, etc. Nur ein kleiner Teil des Landes ist Sandwüste, zusätzlich sind die Dünen selten höher als 2-3 Meter. Ausnahme Sperrgebiet, welches ich noch nicht bereist habe. Doch daraus ergeben sich auch zwei positive Aspekte: Zum einen bewegt man sich (Ausnahme: ebenfalls südtunesisches Sperrgebiet) immer in Zivilisationsnähe. Im ungünstigsten Fall wird die nächste Piste oder Ortschaft selten weiter als 50km Luftlinie entfernt sein. Das gibt psychologische Sicherheit, das Abenteuer wird kalkulierbarer. Selbstverständlich soll dies kein Ansporn zu Leichtsinn sein! Die Wüste bleibt gefährlich! Zum anderen ergibt sich durch die oben angesprochenen kleinen Dünen ein sehr schwer zu befahrendes Terrain, das auch alte Hasen ins Schaufeln bringt und Herausforderungen fahrtechnischer Natur bietet: Häufige Richtungswechsel, schwierige Orientierung, kaum Möglichkeiten Anlauf zu nehmen, meist sehr weicher Sand, steile Dünenauffahrten. Die tunesische Sahara ist aus diesem Grund nicht zu unterschätzen: komplette Wüstenausrüstung, üppige Treibstoff-, Wasser- und Zeitvorräte mitnehmen!

 

Die beliebte Direktroute Douz – Ksar Ghilane

 

5. Routenvorschlag für Sandhungrige

Die relativ häufig befahrene Direkt-Route zwischen Douz und Ksar Ghilane ist in keinem mir bekannten Tunesienführer beschrieben, obwohl dort auch alte Hasen auf ihre Kosten kommen. Die in der Luftlinie knapp 100 km lange Strecke halte ich deshalb für ideal, weil sich mehrere Routenalternativen verschiedenen Schwierigkeitsgrades bieten, zu wählen nach dem persönlichen Können, Mut und der zur Verfügung stehenden Zeit: Fährt man den Luftlinien-Kurs, hat man sich einen harten Brocken vorgenommen. Mehrere große Dünenfelder sind zu durchqueren. Besondere Schwierigkeiten bieten verdünte Geländeschwellen: kleine Hügelzüge, die bezwungen werden müssen. Je nach Windrichtung und damit Ausrichtung der Dünen, können diese Hürden problematisch werden. Tagesleistungen von weniger als 20 km sind einzuplanen! Wenn man will kann man in diesem Bereich durchaus ein, zwei Wochen „spielen“: anspruchsvolles Gelände, weitestgehend Einsamkeit und Wüstenfeeling garantiert. Zusätzlich Sicherheit bietet die östlich der Dünenfelder nord-süd-verlaufende sog. „Pipelinepiste“, die verhältnismäßig stark befahren ist. Ein „Ausstieg“ aus dem Sand ist demnach durch einen Linksschwenk jederzeit möglich.

 

Harte Arbeit auf der Direktroute.

 

Die leichteste Alternative wendet sich von Douz aus zunächst Richtung Südwesten und umfährt in einem großen westlichen Bogen das oben angesprochene Dünenfeld. In diesem Bereich finden sich recht gut gepflegte Pisten, die zu Erdgaspipeline-Anlagen oder zum Nationalpark „Dschebil“ (Mit viel Glück kann man hier Gazellen sehen!) führen. Wüstenstimmung kommt in dieser Ecke kaum auf, von einigen Sandverwehungen abgesehen findet man keine Dünen, dafür jede Menge dürres Buschwerk und weidende Kamele. Allerdings bieten einige Tafelberge im Bereich des Nationalparks Abwechslung und damit ein lohnendes Ziel, z.B. finden sich in diesem Gebiet schöne Übernachtungsplätze.

 

Markantes Eingangstor zum Gazellen-Park „Dschebil“

 

Hinter, d.h. südliche der Tafelberge beginnt der „Grand Erg Oriental“, der „Große Östliche Erg“. Mutige starten von hier aus zum „Djebel Tebaga“, einem zwischen dem Nationalpark und Ksar Ghilane gelegenem Tafelberg, der weithin sichtbar, das Sandmeer des großen Ergs überragt. An der östlichen Grenze des Nationalparks, hier ein markanter „Wachturm“, auf dem einsame Park Ranger Dienst tun, wendet sich die Piste zusehends in östliche Richtung gen Ksar Ghilane. Die nun anstehenden Dünenstrecken sind mehr oder weniger kurz, die meisten Kilometer werden nach wie vor auf Pisten zurückgelegt und davon gibt es hier viele. Scheinbar werden alte Pisten nicht groß gepflegt, statt dessen werden neue geschoben. Das erschwert die Orientierung im Pisten-Gewirr. Diese Route wird auch von Einheimischen häufig benutzt, wer die Einsamkeit sucht, muss „seitlich“ ausweichen.

 

Zwischen diesen beiden Routen gibt es jede Menge Mittelwege. Grundsätzlich gilt, je weiter man sich westlich hält, also von der Direkten abweicht, desto leichter, aber auch weiter, wird die Tour. An Pfingsten 2004 erfuhr die Gegend aufgrund mehrwöchigen, starken Windes erhebliche Verschärfungen, sodass auch die westliche(n) Pisten-Variante(n) über weite Strecken sandüberweht war(en) und ihr Aussehen im Vergleich zu den Vorjahren verändert hat(ten).

 

Am Ziel: Ksar Ghilane – das Fort

 

Ksar Ghilane – die Oase mit Thermalquelle.

 

6. Tunesien – mehr als Sand

Auf dem Weg von Tunis in den sandigen Süden, durchquert der Reisende in der nördlichen Landeshälfte eine mediterrane Landschaft, v.a. weite Olivenfelder, die ihr jähes Ende an einer West-Ost Bergkette findet. Diese Bergkette bietet neben einer Kulisse wie bei den Karl May Festspielen in Bad Segeberg zahlreiche Gebirgspisten, die es teilweise in sich haben. Starke Niederschläge im Winterhalbjahr verwandeln Pisten in off road Schmankerl. Es dauert oft Monate, wenn nicht Jahre, bis die durch Auswaschung und Erosion entstandenen Schäden repariert werden, einige Straßenbauaktivitäten gehen auch auf europäische Off-roader zurück, die im Camel Trophy Stil die Strecken wieder befahrbar machen und bleiben lange in einheimischer Verwendung. Ein Pickel ist in diesem Eck Tunesiens wichtiger als eine Schaufel! Weg- oder Routenbeschreibungen sind hier aufgrund der sich schnell verändernden Bedingungen hinfällig. Was heute noch befahrbar war ist vielleicht morgen schon weggeschwemmt ... oder geteert. Auch das gibt es! Ich rate, nimm’ dir Zeit für diese Gegend und fahre einfach drauf los! Technisch betrachtet ist die Bodenfreiheit deines 4x4 hier der über die Machbarkeit der Pisten entscheidende Faktor.

 

Bergkette nördlich der Chotts

 

Auch Nichtraucher denken hier an Marlboro.

 

Südlich der erwähnten Bergkette liegen die großen Chotts, die größten der Sahara. Eine Landschaft ohne Gleichen, obwohl ich trotz vieler Besuche der Chotts nur einmal die in manchen Reiseführern erwähnte schneeweiße „Winterlandschaft“ erfahren durfte. Fakt ist, dass die Chotts im Winterhalbjahr schlammige Seen sind, die je nach Niederschlagsmenge früher oder später im Jahr austrocknen und dann die phantastische weiße Salzkruste bilden über der Fatamorganas den Reisenden verwirren. Bleibt noch zu sagen, dass es nach dem ersten Sand-/Staubsturm mit dem Weiß aus ist. So werden sie Chotts bei den meisten als braune, sandfarbene Landschaft in Erinnerung bleiben. In Sachen off road gibt es bei mir eine ganz klare Devise: Wegbleiben von den Chotts! Zahlreiche Spuren, auch ganz nah neben der sicheren Straße, erzählen von mühsamen Bergeaktionen im Salzschlamm. Wer da bis zum Fahrzeugunterboden aufsitzt, braucht für die nächsten Stunden (Tage?) keine Termine anzunehmen... Die Konsistenz des Salzschlammes liegt, je nach Wassergehalt, zwischen der von Silikon und Fensterkitt. Viel Spaß beim Schaufeln!

 

Chott el Jerid – diese dünne Kruste bietet keine Sicherheit!

 

Dämmerung über dem Chott el Gharsa

 

Die manchmal beschriebene Chott el Jerid-Südwestumfahrung ist langweilig. Stundenlanges Pistenfahren durch Kamelweiden.

 

Kamelweide im Süden Tunesiens

 

Interessanter ist die Gegend südliche der geteerten C 210. Hier können in atemberaubender Wüstenumgebung – endlich wieder Sand – mit etwas Glück oder im www auf diversen Homepages veröffentlichen GPS-Koordinaten, Sandrosen gefunden werden. Suchen ist auf jeden Fall angesagt, da sich die Landschaft auch hier aufgrund des Windes in ihrem Erscheinungsbild schnell verändert und so Fundorte unter Sandmassen begraben bzw. neue freigeblasen werden. Fundstücke transportiert man am besten in einem Gefäß mit Sand! Die Sandrosen sind nämlich sehr zerbrechlich. Eine einsame Gegend, anders als bei der schon beschriebenen Strecke Douz – Ksar Ghilane, ist nicht mit anderen Reisenden zu rechnen, was aus Sicherheitsgründen das Fahren in einer gut ausgerüsteten Gruppe unerlässlich macht. Ebenso muss man aufpassen, nicht zu weit nach Südwesten abzudriften. Die algerische Grenze ist nah! Auch einige Fesch-Fesch – Felder sind mir in dieser Ecke schon untergekommen.

 

Sand wie Mehl!

 

7. Ausrüstung

Vorbeugen ist besser als Heilen. So ersetzt eine entsprechende Fahrweise so manches Bergeutensil. Wer rechtzeitig den Fuß vom Gas nimmt, wird sich nie so eingraben, dass stundenlanges Arbeiten notwendig ist. Meine Erfahrung war: Wenn nichts mehr geht, Gas weg, die „Sandkeile“ vor und/oder hinter den Reifen entfernen (geht meist mit bloßer Hand), mit viel Gefühl zurück, mit mehr Schwung oder auf anderem Weg noch mal versuchen. Das ersetzt natürlich nicht die Mitnahme von Sandblechen, Bergegurt (passende Schäkel nicht vergessen!), einer Schaufel und einem langhubigem Wagenheber. Ein weiterer Vorteil der zurückhaltenden Fahrweise ist eine Minimierung der Fahrzeugbeschädigungen. Das 4x4 ist in der Wüste meine Lebensversicherung, folglich hat es beste Behandlung verdient. Für „Kiesgruben-Cowboys“ ist Tunesien nicht der geeignete Ort – genügend Un- und Todesfälle, resultierend aus Leichtsinn und Übermut, belegen dies.

Ähnliches gilt für den Gesamtzustand des 4x4: Eine übergenaue Fahrzeuginspektion vor der Reise ist besser, als ein Kofferraum voller Ersatzteile. Nach Murphy geht sowieso das Teil kaputt, von dem man keines in Reserve dabei hat. Meine Devise lautet demnach, ein exquisites Sammelsurium an Improvisationsmaterial und wenige, ausgewählte Ersatzteile. Das Improvisationsmaterial besteht, neben einem professionellen Werkzeugsatz (Ich habe alles Werkzeug dabei, was ich auch für einen großen Kundendienst brauche. So kann ich den Land Rover im Prinzip in seine Einzelteile zerlegen.) v.a. aus diversen Dichtmitteln, Klebstoffen, Schraubklemmen und Metallrohren verschiedener Durchmesser. So kann ich z.B. einen lecken Kühlerschlauch sauber aufschneiden und mit einem passenden Metallrohr und zwei Schraubklemmen reparieren. Hilfreich ist, die verschiedenen Kreisläufe (Luft, Wasser, Kraftstoff, Strom) durchzudenken und Schwachstellen auszumachen. So ist etwa ein Licht-Stromkreislauf mit Lüsterklemmen, Kabel, Sicherung und Glühbirne 100% reparierbar. Dies gilt im Prinzip für das ganze Auto. Über besonders anfällige Teile, die als Ersatzteil mitgeführt werden sollten, informiert man sich am besten hier im Forum. Manche Werkstätten verleihen auch ein Ersatzteilset für Reisen, das solche Ersatzeile beinhaltet. Unnötig zu erwähnen, dass von sämtlichen „lebensnotwendigen“ Flüssigkeiten für das Auto, ein entsprechender Vorrat dabei sein muss.

Einer meiner am häufigsten verwendeten Ausrüstungsgegenstände ist mein Fernglas. Fernerkundungen vom Fahrzeugdach aus haben mir schon viele Umwege erspart. Was die weitere Navigation betrifft, ich bin ein Kompass und Karte – Freund. Zusammen mit meinem Orientierungssinn genügt mir das. Ein GPS ist eine tolle Sache. Ich „spiele“ auch gerne damit und habe es selbstverständlich beim Fahren immer im Auge. Nur ist es bei mir nicht das alleinige Navigationsgerät, sondern eben ein weiterer Sicherheitsfaktor, der Kompass und Karte bestätigt, ergänzt und überwacht. Mir ist es auch ein Anliegen zu sagen, dass die GPS-Handhabung daheim geübt werden muss! Oft boten Mitreisende Stoff für haarsträubende Anekdoten! Ein GPS ist keine Garantie für das sichere Durch- und Ankommen! Seit Anfang 2004 bereiten die tunesischen Behörden bei der GPS-Einfuhr Probleme. Man muss sich darauf einstellen, dass das Gerät für die Dauer der Reise im Hafen von La Goulette sichergestellt bleibt. Informationen finden sich in einschlägigen www-Foren, so z.B. bei www.sahara-info.ch.

Eine Vergrößerung des Kraftstofftankvolumens ist bei den oben beschriebenen Routen nur teilweise notwendig, da die Entfernungen recht gering sind und das Tankstellennetz bis Douz gut ausgebaut ist. Ich rechne auf jeder Tour mit schwerem Dünengelände und einer damit verbundenen Verdoppelung des Kraftstoffverbrauchs. Je nach Vorhaben muss man entsprechende Vorräte in Form von Zusatztanks oder Kanistern einplanen.

 

bei Nefta: Filmkulissen aus dem Film „Starwars“

 

8.Fazit

Ein Tunesienurlaub bietet alles, was sich das Herz des Off Roaders wünscht. Als modernstes nordafrikanische Land ist es ideal für Afrika-Neulinge. Und trotzdem: Mit der Ankunft im Hafen von La Goulette bist du in einer anderen Welt – zauberhafter Orient auf der einen Seite, erschreckende Zustände, für uns verwöhnte Europäer, auf der anderen Seite. Der ADAC ist weit und das nächste Krankenhaus kann maximal Aspirin bieten. Eine perfekte Planung und Vorbereitung der Reise zu Hause, Vor-, Weit- und Umsicht während der Reise und viel Nachsicht, für alles, was in Tunesien eben nach afrikanischen regeln abläuft.

 

Mein Rat: „Nix wie hin!“

 

 

Das Paradies.

 

 

Text: Andreas P. Kaiser

Photos: Andreas P. Kaiser

 

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